Schachbundesliga

Schachbundesliga

Meine Jahre in der Schachbundesliga

Die Schachbundesliga wurde 1973 in Trier auf dem Kongress des Deutschen Schachbundes als höchste deutsche Spielklasse eingeführt. Zunächst fanden die Begegnungen in vier regionalen Gruppen statt. Am Ende der Saison spielten die Erstplatzierten dann ein Playoff um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft aus.

Im Jahr 1980 schuf der DSB dann die eingleisige Bundesliga, die sich in der ersten Saison aus den erstplatzierten Vereinen der Regionalgruppen zusammensetzte. Die Saison war insoweit nicht nur eine Standortbestimmung für die Teams, sondern auch eine Initialzündung für das professionelle Schach In Deutschland.

Für meinen Verein, die SF Katernberg, verlief das erste Spieljahr allerdings unglücklich. Man stieg ab und wurde in den darauffolgenden Jahren zunächst weiter durchgereicht. Ein schmerzhafter Weg bis man dann im Jahr 2003 wieder zurück kam.

2007 begann praktisch ein neuer Lebensabschnitt für mich, als ich gebeten wurde, den vakanten Posten des Teamchefs der SF Katernberg zu übernehmen. Ich hatte zunächst arge Bedenken, in die Fußstapfen meines großen Vorgängers - Willi Knebel - zu treten, der nicht nur im Essener Schach eine Institution darstellte.

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Der Übernahme der neuen Aufgaben bedeutete für mich zweifelsohne eine große Herausforderung, die ich anfangs selbstverständlich nicht wirklich routiniert gestaltete. Aber war das ein Wunder? Unvermittelt wurde ich zum Saisonplaner, Reiseleiter, Transport/Taxiunternehmer, Materialwart, Möbelpacker, Verpflegungsdienstleister, Sorgenonkel, Teamarzt, Navigator, Personal- und Sicherheitschef, Spion, regelkundiger Ersatzschiedsrichter, Mannschaftskapitän sowie  Berichterstatter. Dabei sei aber nicht unterschlagen, dass ich wichtige Mitstreiter hatte.

Ein gewisser Ausgleich entstand freilich durch die Möglichkeit, sich bei Auswärtskämpfen auch einmal Städte wie Baden-Baden, Berlin, Eppingen, Erfurt, Hamburg, München oder Trier anzuschauen, die ich ohne diesen Anlass wohl kaum so  intensiv zu Gesicht bekommen hätte. Außerdem gefiel mir der familiäre Umgang im Team und in der Liga.

In dieser Zeit erlebte ich manch schachliche Achterbahnfahrten. Vieles nahm mich dabei durchaus auch emotional mit. Ich habe allerdings den leisen Verdacht, dass mich solche Situationen mehr Nerven kosteten, als die jeweils unmittelbar beteiligten Spieler! Manches Mal wollte ich erst gar nicht hinsehen, um nicht meine Lebenserhaltungssysteme regelmäßig auf Funktionstüchtigkeit prüfen lassen zu müssen. Und doch konnte ich mich dieser mitreißenden Faszination nicht entziehen.

All das führte dazu, dass ich auch gerne Aufgaben im Dachverband der Liga übernahm - zunächst als Kassenprüfer und dann als Schatzmeister. Bis 2023 bekleidete ich viele Jahren lang das Amt des Vizepräsidenten, wobei ich betonen darf, dass mir die Zusammenarbeit im Präsidium stets viel Spaß machte, auch wenn sich die SF Katernberg schon 2016 aus der Liga verabschieden mussten.

Sportlich gesehen hat sich die Schachbundesliga gerade in den letzten Jahren zur wohl stärksten Liga der Welt entwickelt. Ein Weg, den manche Kritiker nicht gut finden. Ich sehe den Trend hin zu mehr Professionalität aber positiv und denke, dass wir das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht haben!